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Segelflugsimulator Condor

Warum Segelflugsimulation?

Berufs- und Militärpiloten absolvieren einen bedeutenden Teil ihres Trainings auf Flugsimulatoren. Auch Freizeit-Motorpiloten können z.B. im Birrfeld am Simulator trainieren. Der Nutzen liegt auf der Hand: Mit vergleichsweise geringem Aufwand und ohne Risiko können Standardabläufe kostengünstig erlernt und auch extreme Notsituationen gefahrlos so oft geübt werden, bis die richtigen Reaktionen sitzen. Zudem können Flugpausen überbrückt werden, ohne aus der Übung zu geraten.

Für uns Segelflieger ist es daher nur folgerichtig, zu fragen: Welche Simulatoren eignen sich für uns und was können sie uns bieten?

Potenziell kann man damit immerhin die Ausbildung beschleunigen (und entsprechend die Kosten verringern), Schlechtwettertage und die Winterpause nutzen, Streckenflug- und Hangflugbasics erlernen, Geographie- und Luftraumkenntnisse erfliegen und teilweise sogar Sicherheitsverfahren trainieren.

 
Überblick über verschiedene Simulatoren für Heimanwender

Zuerst denkt man vielleicht an bekannte Software wie den „Flight Simulator X“ von Microsoft (http://www.microsoft.com/games/flightsimulatorx) oder „X-Plane“ (http://www.x-plane.com/desktop/home/), die auch Segelflugzeuge enthalten. Neu auf dem Markt und visuell sehr ansprechend ist daneben „aerofly FS“ (http://www.aeroflyfs.com).

Zu bemängeln ist an diesen Lösungen aus Segelfliegerperspektive, dass jeweils entweder die Flugphysik, das Wettermodell oder beides nicht optimal auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sucht man nach spezifischen Segelflugsimulatoren, stösst man auf das veraltete „Sailors Of The Sky“ (http://secure.simmarket.com/sailors-of-the-sky.phtml), das ebenfalls leicht angestaubte „Silent Wings“ (http://www.silentwings.no) und „Condor“ (http://www.condorsoaring.com).

Nach kurzem Recherchieren wird schnell deutlich, dass „Condor“ mit grossem Abstand zu bevorzugen ist. Dies liegt daran, dass Condor unter den genannten Alternativen die beste Flugphysik, das realistischste Wettermodell und eine grosse und aktive Community hat. Zudem bietet Condor eine Multiplayer-Funktion, Online-Wettbewerbe mit reger Beteiligung und eine grosse Auswahl an sehr guten Szenerien, die von der Community laufend ausgebaut wird. Condor wird langsam aber stetig weiterentwickelt, während Sailors Of The Sky eingestellt worden ist und bei Silent Wings kaum Aktivität feststellbar ist.

 
 
Was bietet Condor?
Flugzeugpark
Beim Kauf des Simulators sind inbegriffen: ASW 28, LS 8, Discus 2, ASW 27, LS 6, Ventus 2, ASW 28-18, LS 8-s, Discus 2c, ASW 22, Nimbus 4, Fox MDM-1, ASK 13. Zusätzlich können „Plane Packs“ erworben werden.
  • Das „Plane Pack 1“ beinhaltet ASG 29, Ventus 2cx, LS 10, Jantar 2b, PW5
  • Das „Plane Pack 2“ bietet ASW 15, ASW 19, Jantar Standard 3, Libelle und LS4
Die Wölbklappen der ensprechenden Flugzeuge sind auch in Condor simuliert.

Ein „Plane Pack 3“ ist in Entwicklung. Man darf mit einiger Gewissheit erwarten, dass die ASK 21 verfügbar gemacht wird, wobei noch völlig offen ist, wann das Plane Pack 3 (bzw. Condor 2.0) erscheint.

Die Entwickler geben sich grosse Mühe, die Flugeigenschaften der realen Flugzeuge möglichst gut in Condor abzubilden. Feststellbar ist das nicht nur anhand der unterschiedlichen Flugleistungen, sondern  auch an spezifischen Charakteristika wie z.B. am sehr gutmütigen Verhalten einer ASK 13 und der Trägheit einer ASW 22. Dadurch können Anfänger mit einem einfachen Flugzeug die Steuergrundlagen üben und  erfahrenere Piloten die Gefährlichkeit grosser Spannweiten beim Hangflug risikofrei erfahren, sowie das für solche Flugzeuge nötige Vorausdenken trainieren.

 
Szenerien

Für Condor ist eine Fülle von Szenerien gratis verfügbar. Szenerien für Condor können von jedermann entwickelt werden,  und enthusiastische Condor-Piloten bauen fortlaufend neue. Aus AFG-Sicht sind mit unseren Fluggebieten vor allem folgende Szenerien zu empfehlen:

  • Alps XL HD
  • West Swiss
  • Provence 2
  • Provence Oisans 2 (gleiches Gebiet wie Provence 2, aber detaillierter und stellt höhere Anforderungen an die Hardware)

Nebst den Gratis-Szenerien gibt es vereinzelt auch kommerzielle Anbieter (z.B. http://www.postfrontal.com/condor/ oder http://www.condorworld.eu/index.php). In der Regel lohnt sich der Kauf jedoch nicht; gerade die Gebiete, die postfrontal zum Kauf anbietet sind von den Gratis-Szenerien sogar besser abgebildet.

Eine graphische Übersicht über alle erhältlichen Szenerien findet sich hier: http://www.condor-club.eu/sceneriesmap/241/

Herunterladen kann man die Szenerien z.B. hier:

 
Community / Wettbewerbe

Erste Anlaufstelle für Condor-Enthusiasten ist „Condor Club“ (http://www.condor-club.eu). "Condor Club" ist das Simulator-Pendant zum OLC (http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/segelflugszene/index.html). Dort finden sich Szenerien zum Download, kann man Aufgaben herunterladen, die erflogenen Resultate in Ranglisten eintragen lassen und sich für Wettbewerbe registrieren. Die Registrierung ist gratis. Will man die Angebote der Seite jedoch regelmässig nutzen, lohnt sich der Jahresbeitrag von EUR 12.-.

Sehr nützlich sind auch das offizielle Condor-Forum, sowie das Forum der französischen Condor-Community: http://forum.condorsoaring.com http://www.condorsim.fr/communaute/  
Was ist mit Condor möglich?
Grundlagen:
  • Trainieren der Steuerkoordination (mit geeigneter, konfigurierter Hardware gut in Condor abgebildet)
  • Flugzeugschlepp (schwieriger als in Realität)
  • Windenschlepp (wesentlich einfacher als in Realität)
  • Grundlagen des Thermikflugs: Zentrieren und auskreisen (gut abgebildet)
  • Grundlagen des Hangflugs (gut abgebildet)
  • Platzrundentraining (Headtracking-System dringend empfohlen)
Streckenflug:
  • Fluggebiete kennen lernen (die Qualität der Szenerien ist oft vergleichbar mit Google Earth, die eingebauten Thermikkarten werden oft von erfahrenen Segelflugpiloten erstellt)
  • Unterschiedliche Wetterlagen (Thermik, Turbulenzen, Basishöhe, Inversionshöhe, Windstärken und Windrichtung können angepasst werden)
  • Wasserballast und Schwerpunkt können verändert werden
  • Externe PDA’s (SeeYou mobile, XCSoar, LK8000, iGlide, etc.) können angeschlossen werden
Kunstflug:
  • Einüben von Figuren und Programmen
Wettbewerbs-Streckenflug:
  • Grosse Stärke von Condor! Verschiedene Aufgabentypen (Racing Task, AAT, ...) können erstellt werden, live übers Internet gegeneinander geflogen werden oder via Condor Club zeitverzögert geflogen und die Leistungen verglichen werden; viele real brevetierte Piloten überbrücken so den Winter
  • Taktische Entscheidungen lassen sich sehr realitätsnah trainieren (Routenwahl, welche Aufwinde nehme ich, wie schnell fliege ich vor, was tun die anderen)
  • Vergleich online und offline mit anderen Piloten möglich
Notverfahren:
  • Trainingssituationen könnten erarbeitet werden, jedoch empfiehlt sich besonders dafür die Zusammenarbeit mit Fluglehrern
 
Was sind die Schwächen von Condor?

Condor hat definitiv seine Schwächen. Diese gilt es für ernsthaftes Simulatortraining zu berücksichtigen. Gerade Anfänger (aber natürlich auch erfahrene Piloten) können sich sonst gefährliche Verhaltensweisen oder Unsitten wie Nachlässigkeit bei Checks angewöhnen und diese auf das reale Fliegen übertragen. Soll Condor als echte Trainingshilfe eingesetzt werden, lohnt es sich, mit der nötigen Disziplin, Seriosität und wenn möglich unter Anleitung von Fluglehrern oder  erfahrenen Piloten zu üben. Schwachpunkte von Condor sind unter anderem:

  • Keine Grosswetterlagen (keine Fronten, kein Regen, jedoch variierende Thermik- und Hangwindstärken)
  • Nur erster Wellenberg simuliert, keine Leewellen; z.T. unrealistische Hangaufwinde
  • Keine Lenticularis- und Stratuswolken (jedoch realitätsnaher "Lebenszyklus" der Cumuli)
  • Saubere Landung im Short Final sehr schwierig, da graphische Auflösung auf den meisten Flugplätzen nicht zum genauen Abschätzen der Distanz zum Boden reicht
  • Abschätzen der Distanz zum Hang beim Hangflug ist gewöhnungsbedürftig
  • Das Vario reagiert im Gegensatz zu realen Varios verzögerungsfrei
  • Die Beschleunigungskräfte und damit jegliches Körpergefühl fehlen natürlich
 
Hardware
Computer
Gemäss Hersteller sind die Mindestanforderungen wie folgt:
  • OS: Windows 7, Windows Vista, Windows XP, Windows 2000 (Apple computers can use Condor via Boot camp)
  • Processor: +1 GHz (non-Celeron)
  • Memory: 256 MB
  • Graphics card: DX7+ compatible video card with at least 64 MB memory
  • DirectX and all drivers up to date

Wir haben auch schon gute Erfahrung mit Linux/Wine auf einem Lenovo Laptop; Grafikprobleme waren lösbar mit "driconf" -> Image Quality -> Enable S3TC texture compression: Yes. Joystick und alle bisher getesteten Funktionen funktionieren.

 
Joystick

Condor wurde für den alten Microsoft Sidewinder FFB2 entwickelt, weshalb dieser vermutlich am besten geeignet ist. Er wird zwar nicht mehr hergestellt, kann aber mit etwas Glück z.B. auf eBay als Occasiongerät erworben werden. Zu empfehlen ist zusätzlich der Kauf von Pedalen.

Eine sehr gute Gesamtlösung bietet der Logitech G940, der nebst einem Force Feedback-Joystick auch Pedale und einen als Luftbremsenhebel einsetzbaren Throttle in sich vereint.

Condor unterstützt Force Feedback-Systeme, womit Steuerdruck, Flattern, Schleppwirbel und Strömungsabriss nicht nur gesehen und gehört, sondern auch gefühlt werden können.

 
Headtracking

Wer viel Zeit mit dem Simulator verbringt, wird eine gute Headtracking-Lösung schätzen. Zu nennen sind hier hauptsächlich 2 Systeme:

 
Cockpit Building

Verschiedene Vereine in Frankreich und England und einzelne Condor-Freaks gehen einen Schritt weiter und bauen verunglückte Cockpits zu Condor-Simulatoren um. Dazu nachfolgend einige Impressionen, um aufzuzeigen, was alles möglich wäre.

 
 
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